Gerade ist es wieder aktuell wie nie: das Thema häusliche Gewalt. Und wieder einmal sind die schwächsten der Gesellschaft betroffen: Frauen und Kinder.

Was ist zu tun, wenn man Gewalt in der Beziehung erlebt? Ab wann sollte man Hilfe holen? Gibt es eine Zukunft für Beziehung, in denen die Fäuste sprechen?

Anne ist für ihre Beziehung durch die Hölle gegangen. Sie wurde krankenhausreif geprügelt, vergewaltigt, gedemütigt – durch ihren eigenen Ehemann!

Anne: „Es war eine Abwärtsspirale, aus der ich irgendwann nicht mehr herauskam. Ich wollte mich schon nach dem ersten körperlichen Übergriff von ihm trennen. Doch dann kam er mit einem riesigen Strauss Blumen daher und schwor mich hoch und heilig, dass das nie mehr vorkommen wird. Also wollte ich ihm eine zweite Chance geben. Vor allem auch deshalb, weil ich ihn eigentlich liebte und sonst in unserer Beziehung alles stimmte. Doch schon zwei Wochen später verlor er wieder die Beherrschung und diesmal endete das Ganze in der Notaufnahme des Krankenhauses. Ich beendete die Beziehung und löschte all seine Kontaktdaten. Ich erstattete auch keine Anzeige bei der Polizei, weil ich keinen Kontakt mehr zu ihm wollte, auch nicht über irgendein Gericht.

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Als ich einige Tage später merkte dass ich schwanger war, brach für mich eine Welt zusammen. Hört das eigentlich nie mehr auf? Kann ich ihn nicht einfach vergessen? Warum muss das jetzt auch noch passieren. Diesmal holte ich mir professionelle Hilfe bei einer Sozialberatung. Dort wurde mir von einer Abtreibung abgeraten. Aber wenn ich das Kind bekomme, dann muss ich angeben wer der Vater ist und der wird dann benachrichtigt. Ich war verzweifelt. Die Sozialberatung empfahl mir, vorsichtig den Kontakt zum Vater aufzunehmen und ihm zumindest Zugang zu seinem Kind zu ermöglichen. Im Nachhinein war das der grösste Fehler und ich verstehe nicht mehr, warum ich auf diesen blöden Vorschlag eingegangen bin.

Denn kaum hatte er von der Existenz seines Kindes erfahren, war er wieder in meinem Leben präsent. Am Anfang funktionierte das auch eigentlich ganz gut. Er riss sich wirklich zusammen und war der liebste Papi von allen. Auch zu seinem Baby war er zuckersüss. Wir versuchten vorsichtig eine Partnerschaft light, also getrennte Wohnungen, aber gemeinsames Sorgerecht.

Doch irgendwann fingen die Übergriffe wieder an. Mal eine Ohrfeige, ein Schubs gegen die Tür, manchmal auch verbal die übelsten Beschimpfungen. Ich verdrängte diese Entwicklung tapfer und wollte vor allem das Beste für unser Baby. Und genau das war ein Fehler. Eines Tages kam ich von der Arbeit heim und der Kleine weinte wie am Spiess. Mein Partner sass mit traurigem Blick daneben und ich wusste sofort dass etwas passiert war. Ich schrie ihn an und wollte wissen was er getan hatte. Diesmal war er wirklich zu weit gegangen. Ich schnappte mir mein Baby und raste in die Notaufnahme.

Diesmal gab es kein Ausweichen. Der Kleine hatte etliche Knochenbrüche und der Arzt sagte mir auf den Kopf zu, dass er sofort die Staatsanwaltschaft informiert. Kraftlos stimmte ich zu. Meinen Partner sah ich von da an nur noch am Gericht und bei der Urteilsverkündung. Ich werde mit meinem kleinen Sohn ein neues Leben anfangen, ohne ihn.“

Dies ist eine fiktive Geschichte, aber sie könnte echt sein. Und genaugenommen gleichen sich die realen Geschichten in erschreckender Weise. Warum lassen Frauen so etwas zu? Warum holen sie keine Hilfe, sondern schweigen und beschwichtigen? Falls Sie in einer solchen Situation sind, dann beenden Sie das. Es wird nämlich nicht besser, auch wenn er das tausendmal schwört!

Er wird sich nie ändern!

Denn eines müssen Sie unbedingt wissen: gewalttätige Männer werden sich nie – nie und nimmer – ändern!!!

Das einzige was sich ändern wird, ist das Ausmass der Gewalt: das wird nämlich immer schlimmer. Hat er einmal die Kontrolle verloren, dann sinkt die Hemmschwelle jedes Mal mehr. Bis Sie schliesslich im Krankenhaus landen. Wenn es dafür nicht schon zu späte ist…

Also: glauben Sie seinen Beteuerungen nicht! Überlegen Sie, wie Sie da am besten herauskommen. Bei akuter Bedrohungslage gehen Sie am besten in ein Frauenhaus. Dort sind sie sicher und er hat dort keinen Zugriff auf Sie.

Falls Sie Kinder haben, müssen Sie auch unbedingt die Kinder schützen. Jede Mutter wird das intuitiv tun. Und dennoch sind gerade die gemeinsamen Kinder oft ein Druckmittel. Lassen Sie sich nicht mit Kindesentzug erpressen. Schnappen Sie sich Ihre Kinder und gehen Sie, solange es noch nicht zu spät ist!

Sie sind nicht allein!

Vielleicht tröstet es Sie zu wissen, dass Sie nicht allein sind mit Ihrem Problem. Statistiken zufolge hat eine von drei Frauen weltweit schon einmal Gewalt durch einen Partner erlebt.

Häusliche Gewalt zieht sich durch alle Gesellschaftsstufen und macht auch vor Akademikern und Prominenten nicht halt. Die Sängerin Mel B (ehemaliges Spice Girl) wurde eigenen Angaben nach Opfer häuslicher Gewalt und möchte anderen Frauen Mut machen. Ihre schwere Zeit als Opfer von Gewalt har sie mit diesem fünfminütigen verstörenden Video sichtbar gemacht: Love Should Not Hurt

Hier gibt es Hilfe

Natürlich nützt es nichts, zu wissen dass man mit seinem Problem nicht allein ist. Wichtig ist, dass man sich zu helfen weiss. Zahlreiche Stellen bieten dafür Unterstützung an.

Polizei: Die Polizei ist verpflichtet, bei häuslicher Gewalt einzugreifen und den gewalttätigen Ehemann aus der gemeinsamen Wohnung zu entfernen. Wählen Sie in akuten Situationen die 110. Die Polizei wird die akute Gewaltsituation beenden und Ihnen auch mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Dennoch kann die Polizei natürlich auch keine Wunder vollbringen. Für einen ordentlichen Straffvollzug braucht es nämlich Ihre Mithilfe. Das bedeutet, Sie müssen Ihren Mann/Partner anzeigen. Andernfalls steht er am nächsten Tag wieder vor der gemeinsamen Wohnungstür.


Hilfstelefone: Ist die Situation noch nicht akut und Sie wissen nicht so genau, was Sie jetzt tun sollen? Dann können Sie unverbindlich diese Nummer anrufen: 08000 116 016. Dort bekommen Sie rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr gratis Unterstützung bei häuslicher Gewalt. Die Anrufe werden anonym entgegen genommen und sie erhalten dort gratis Auskunft, wie Sie sich verhalten sollen. Das Hilfstelefon bietet auch einen Sofort-Chat: https://www.hilfetelefon.de/das-hilfetelefon/beratung/online-beratung.html, allerdings wird dieser nur zwischen 12 und 20 Uhr erreichbar.

Frauenhäuser: In Deutschland gibt es etwa 360 Frauenhäuser, die Plätze für 40.000 Frauen und Kinder bieten. Rund 17.000 Frauen fliehen jedes Jahr vor häuslicher Gewalt in diese Frauenhäuser, ebenso viele Kinder.

In einem Frauenhaus können Sie kurzfristig Schutz suchen, ohne sich auf die oft mühsame Wohnungssuche machen zu müssen. Sie bekommen Abstand und können sich in Ruhe überlegen, wie es weitergehen soll. Hilfreich sind dabei oft die Gespräche mit anderen Heimbewohnerinnen, die ähnliches durchgemacht haben. Die Betreuerinnen bieten ausserdem beratende Gespräche und vermitteln Kontakte zu unterstützenden Stellen in Ihrer Situation. Das Frauenhaus ist für mittellose Frauen kostenlos, andernfalls kostet es einen minikleinen Beitrag. Falls Sie aus einer akuten Gewaltsituation flüchten müssen und keine persönlichen Sachen dabei haben, wird Ihnen im Frauenhaus ausgeholfen. Sie müssen sich also keinerlei Gedanken machen.

Informationen zu Frauenhäusern in Ihrer Umgebung finden Die hier: Frauenhäuser

Ertragen Sie keine häusliche Gewalt – wehren Sie sich!

Unser Appell an alle Frauen, die häusliche Gewalt erleben: Wehrt euch! Zeigt ihn an, geht ins Frauenhaus, trennt euch! Denn eines ist klar: hat er erst einmal zu prügeln begonnen, wird das nicht von alleine wieder aufhören. Und die Prügelattacken werden sogar noch an Intensität zunehmen. Ertragen ist also keine Option! Sie können die Entscheidung gern vor sich herschieben, sich einreden dass es ja alles nicht so schlimm ist. Aber irgendwann müssen Sie handeln. Sie ganz allein! Das wird Ihnen niemand abnehmen.

Und nur dann können Sie wieder sicher und unbehelligt ihr Leben geniessen.

Heute ist Anne wieder eine selbstbewusste Frau, die allein mit ihrem Kind glücklich ist und das Leben wieder geniessen kann.

„Heute weiss ich dass mein Leben eine Hölle war. Es kostete unglaublich viel Kraft, ihn ständig beruhigen zu wollen und ihm immer alles recht machen zu müssen. Ich hätte mir nie auch nur den kleinsten Fehler leisten dürfen, nichts, was ihn wieder auf die Palme bringt oder provoziert. Die ganze Schminke, mit der ich mir regelmässig blaue Flecke und Risse im Gesicht weggeschminkt habe, habe ich weggeschmissen. Ich werde sie nie, nie wieder brauchen!!!“