Es ist 20 Jahre her, dass Thomas Scheppler und seine Frau sich scheiden ließen, aber er kann sich noch genau erinnern, wie es sich anfühlte. „Ich war zerbrochen und fühlte mich wie ein Versager“, sagt er. „Es gab Zeiten, in denen einem die ganze Erfahrung die Eingeweide rausreißt.“

Scheppler arbeitete damals als Strafverteidiger, und er erinnert sich gut daran, wie sich negative Gefühle manchmal in sein Arbeitsleben einschlichen. „Ich war sehr emotional“, sagt er. „Es gab Zeiten, in denen ich im Namen eines Gefangenen ein Gesuch machte und ich musste die Tränen zurückhalten.“

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Ein Blick in die Statistik

Schepplers Erfahrungen sind stellvertretend für eine wachsende Anzahl deutscher Männer. Obwohl die Scheidungsrate in Deutschland seit 2005 leicht rückläufig ist, wurden im Jahr 2017 immer noch knapp 38% aller Ehen geschieden. Das heisst, auf eine Eheschliessung kamen 0.4 Scheidungen. 2017 wurden in Deutschland mehr als 150.000 (!!!) Ehen geschieden.

Ein genauerer Blick auf diese Statistiken zeigt, dass 51 Prozent der Scheidungsanträge von Frauen gestellt wurden. Weitere 8 Prozent waren das Ergebnis gemeinsamer Scheidungsanträge und in 41 Prozent der Fälle waren Männer die Initiatoren. Das zeigt also ganz klar, dass Frauen bei Scheidungsbegehren ganz klar die Nase vorn haben. Das ist übrigens in allen zivilisierten Ländern ähnlich.

Für Männer oft ein Schock

Wie diese Zahlen vermuten lassen, ist die Trennung für einen guten Teil der Männer ein Schock. Die meisten Männer sehen es nicht kommen und tappen völlig unvorbereitet in diese Situation. Sie sehen die Zeichen nicht und wenn es passiert, laufen sie herum wie betäubte Meeräschen.

Um den Schock und die Schmerzen abzumildern, wenden sich einige dem Alkohol und Drogen zu, oder sie werden gewalttätig. Diese Verhaltensweisen wiederum können eine weitere Abwärtsspirale von Schwierigkeiten auslösen. Depressionen und Selbstmord sind keine ungewöhnlichen Folgen bei Scheidungsmännern.

Männer stehen mit ihrem Problem oft allein da

Und eine weitere schlechte Nachricht: während es für Frauen zahlreiche Hilfsangebote gibt, stehen Scheidungsmänner mit ihrem Problem oft ganz allein da. Sie haben oft keinen besten Freund, dem sie von Ihrer Misere erzählen können. Sie sind die einsamen Wölfe, die mit ihrem Problem schon irgendwie fertig werden müssen. Nur keine Schwäche zeigen.

Und darum holen Sie sich auch selten externe Hilfe. Sie müssen zusehen, wie ihnen die Kinder, das Haus und das Geld genommen wird und sind ausserstande, etwas dagegen zu tun.

Dieses Gefühl der Isolation kann durch die Tatsache verstärkt werden, dass Männern oft die unterstützenden Netzwerke fehlen, auf die sich Frauen verlassen. Nach der Scheidung sind einige Männer von Freundschaften und sozialen Gruppen ausgeschlossen, die von ihren Partnerinnen initiiert wurden. Das heisst, dass ein Grossteil des Freundeskreises nun auch noch wegfällt.

Männer definieren sich oft über Ihre Familie, das Haus, das Vermögen. All dies fällt nach einer Scheidung plötzlich auseinander. Die Männer sehen sich ihrer männlichen Identität beraubt und sehen oft keinen Ausweg aus dieser Situation.

All dies ist für die betroffenen Männer oft ein Schlag ins Gesicht. Mit einer Ehescheidung verlieren sie quasi alles, was ihnen im Leben wichtig war. Kein Wunder, dass viele Männer nach Scheidungen lieber den Freitod wählen, als noch einmal ganz von vorn anzufangen. Statistisch lässt sich diese Aussage aufgrund der zeitlichen Nachrangikeit zwar nicht direkt belegen, aber dass die Suizidrate von Männern überall in Europa zum Teil dreimal so hoch ist wie bei Frauen, ist sicher kein Zufall.

Folgen einer Scheidung

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Herausforderungen, denen sich Männer und Frauen nach der Scheidung gegenübersehen, besteht darin, dass Männer in der Regel weniger gut mit häuslichen Überlebensfähigkeiten ausgestattet sind.

„Als ich von zu Hause wegging, konnte ich kaum Wasser kochen“, erinnert sich Scheppler. „Aber meine Mutter gab mir ein Kochbuch und sagte mir, ich solle etwas dagegen tun – und das tat ich.“

Andere haben nicht so viel Glück. Im Laufe der Jahre hat Scheppler mit zahlreichen geschiedenen Männern gesprochen, die „nach Hause kommen, ein Bier und ein Fertiggericht zu sich nehmen, nicht die Energie haben, um zu trainieren. Sie leben ungesund und haben Depressionen.

Seine Beobachtungen scheinen durch die medizinische Forschung gestützt zu werden. So zeigten Forscher der Harvard School of Public Health, Boston, USA, in einer aktuellen Studie mit fast 39.000 Männern, dass geschiedene Männer deutlich weniger Gemüse essen und dazu neigen, mehr zu rauchen und zu trinken als verheiratete Männer.

Wie kommen Sie da wieder heraus?

Was zunächst nach einem undurchdringbaren Teufelskreis aussieht, lässt sich mit etwas Selbstdisziplin einfach lösen. Raffen Sie sich auf! Ihre Ex ist es nicht Wert, dass Sie Ihr Leben einfach wegwerfen. Mit diesen 6 Power-Punkten schaffen Sie den Weg aus Ihrer Scheidungsmisere:

1) Reden Sie mit jemandem

Das kann ein guter Freund sein, ein netter Arbeitskollege oder auch eine Frau, die Sie gut kennen. Hauptsache die Person ist vertrauenswürdig. Mit Reden löst man keine Probleme? Da haben Sie prinzipiell Recht. Aber versuchen Sie es trotzdem. Sie werden merken, dass es Ihnen sofort besser geht, sobald Sie sich jemandem anvertraut haben.

2) Holen Sie sich professionelle Hilfe

Wenn es nicht mehr weitergeht, kann professionelle Hilfe eine Lösung sein. Gehen Sie am besten zu Ihrem Hausarzt und schildern Sie ihm das Problem. Ein guter Hausarzt wird sich Zeit nehmen und Ihnen zuhören. Gegebenenfalls wird er Sie an eine Spezialisten überweisen.

Auch eine Selbsthilfegruppe kann von unschätzbarem Wert sein. Dort hören Sie noch andere Geschichten, treffen auf Gleichgesinnte. Das kann enorm helfen bei der Bewältigung der Probleme.

3) Lösen Sie sich von schlechten Gewohnheiten

Die Umkehrung schlechter Gewohnheiten braucht Zeit, aber vor allem Bewegung ist ein guter Ausgangspunkt. Schon ein zügiger halbstündiger Spaziergang pro Tag kann die Freisetzung von Chemikalien fördern, die Stress abbauen und Ihnen helfen, besser zu schlafen.

Treiben Sie Sport! Die Entscheidung, mit dem Training zu beginnen, gibt Ihnen auch das Gefühl, aktiv zu sein und nicht ein hilfloses Opfer. Und es gibt nichts als besseres Aussehen durch Gewichtsabnahme und besseren Muskeltonus, um das Gefühl der Ablehnung zu bekämpfen.

4) Ernähren Sie sich gesund

Okay, in der ersten Schockphase haben Sie sich von Whisky und Tiefkühlpizza ernährt? Das machen die meisten Scheidungsmänner. Aber nun wird es langsam Zeit, wieder auf die Ernährung zu achten. Kochen Sie sich was Anständiges. Oder besser noch: Machen Sie einen Kochkurs. Das kommen Sie gleich noch unter Leute.

Achten Sie auch auf den Konsum von Alkohol. Alkohol kann in der ersten Trennungsphase durchaus helfen. Aber er löst Probleme nicht und kann zudem zu einem ernsthaften Problem werden. Wenn Sie sich schlecht fühlen, sollten Sie auf Alkohol komplett verzichten. Er wird sonst zum falschen Tröster und dann geht es schon rasch nicht mehr ohne ihn.

5) Achten Sie auf Ihren Job

Nun müssen Sie aufpassen, dass Sie vor lauter Scheidung nicht auch noch Ihren Job verlieren. Am besten reden Sie mit Ihrem Chef und erklären ihm die Situation. Er wird Verständnis dafür haben, wenn es in nächster Zeit bei Ihnen etwas harzt.

Aber überschätzen Sie die Geduld Ihres Chefs nicht. Nach einigen Wochen wird er von Ihnen wieder Leistung erwarten. Also reissen Sie sich zusammen. Die Arbeit kann auch eine willkommene Ablenkung von Ihren Scheidungsproblemen sein. Und nicht zuletzt ist der Arbeitsplatz der perfekte Ort, um sich wieder neu zu verlieben. Unterschätzen Sie dieses Potenzial nicht!

6) Achten Sie auf ihr Aussehen

Schlabberlook, 3-Tage-Bart und Haare wie nach einem Taifun? Okay, zuhause sieht Sie ja im Moment niemand. Aber auf keinen Fall dürfen Sie so das Haus verlassen. Machen Sie wieder was aus sich. Kleiden Sie sich anständig. Rasieren Sie sich und gehen Sie mal wieder zum Friseur.

Wussten Sie, dass der Friseur der perfekte Ehetherapeut ist? Sie sitzen mindestens eine halbe Stunde bei ihm und können ihm all Ihre Sorgen und Nöte erzählen. Hier können Sie ungestört über Ihre Ex herziehen und ablästern. Ihr Friseur muss Ihnen zuhören, der kann nicht einfach weglaufen. Er wird seinen Jon machen und – vielleicht haben Sie ja hier sogar einen Leidensgenossen, der auch schon einmal eine Scheidung überleben musste.

Väter und ihre Kinder

Das ist ein sehr schwieriges Kapitel: Ihre Kinder. Egal wie viele es sind, sie werden leiden. Die Kids lieben Sie beide, Sie und Ihre Frau. Aber sie merken, dass sie beides nicht mehr haben können. Also pendeln Sie zwischen Ihnen und Ihrer Ex und erleben unterschiedliche Situationen. In den meisten Fällen versuchen die Scheidungspartner, die Kinder zu manipulieren.

Halten Sie sich da am besten raus. Versuchen Sie nicht, Ihre Ex bei Ihren Kindern schlecht zu machen, und wenn Ihre Ex das tun sollte, so reden Sie mit Ihren Kindern darüber.
Aber das Schlimmste ist der Teilweise Verlust der eigenen Kinder. Normalerweise werden Sie Ihre Kinder von nun an nur noch jedes zweite Wochenende sehen. Sie können natürlich versuchen, ein gemeinsames Sorgerecht mit Ihrer Frau auszuhandeln. Dafür brauchen Sie natürlich auch die nötige Freizeit seitens Ihres Arbeitgebers.

„Es ist auch wichtig für Männer, anzuerkennen, dass sich ihre Beziehung zu ihren Kindern verändert hat“, bemerkt Scheppler. Geschiedene Männer müssen „sich mit der Tatsache abfinden, dass es sich verändert hat, und die Wut und den Schmerz überstehen“.

Die Suche nach Hilfe ist von entscheidender Bedeutung, sagt er. „Die Männer, die die wahren Fortschritte machen, sind diejenigen, die sich in ein Programm einbringen. Es hilft ihnen zu erkennen, dass sie in dieser Position nicht allein sind.“